Über diese Redewendung wundern sich nicht nur junge Menschen, sondern auch solche ohne christliche Erziehung. Sie heißt soviel wie "Unverhofft kommt oft" oder "etwas ohne sein Zutun bekommen".
Viel diskutierte Theorie: Befruchtung durchs Ohr
Die übliche Art, wie die Jungfrau zum Kind kommt, ist hier nicht gemeint, eher schon eine überraschende Art, beispielsweise die Befruchtung durchs Ohr. Tatsächlich gehörte diese Idee zu den viel diskutierten Theorien scholastischer Theologen vor etwa 1.000 Jahren. Sie versuchten damit, die geheimnisvolle Menschwerdung Christi zu erklären. Es geht in der Redensart eben nicht um irgendeine Jungfrau, sondern um die Mutter Jesu.
Die Jungfrau, die noch mit keinem Mann zusammen gewesen war, nennt man medizinisch eine virgo intacta. Aber Maria musste, so dachten die Theologen, doch irgendwie den göttlichen Samen in ihre Gebärmutter bekommen haben. Die Scholastiker kamen unter anderem durch den Text des Johannes-Evangeliums "Das Wort ward Fleisch" auf eine Vermutung: Es waren die Ohren Mariens, durch welche die göttlichen Worte des Engels gekommen waren – und damit waren sie auch die Eingangspforte für die Befruchtung.
Wie auch immer es technisch möglich wurde: Maria konnte im Brustton der Überzeugung sagen: "Das war wohl der Heilige Geist".
Die Redensart hat heute eine ganz andere Bedeutung, nämlich eine vorwurfsvolle. Maria damals aber kam unschuldig, ohne Bemühung, ohne Erwartung und vollkommen überraschend zum Heiland: eben wie die Jungfrau zum Kinde.
Jungfrauengeburt auch aus anderen Mythen bekannt
Die Jungfrauengeburt kommt übrigens nicht nur im Christentum vor, sondern auch in anderen Mythen. Im Alltag dagegen bedeutete es oft großes Unglück, wenn eine Jungfrau plötzlich schwanger wurde. Ein beliebtes Sprichwort warnte trotzdem vor zu strikter Behütung: "Jungfrauen soll man nicht als Heiligtum einschließen, sonst tun sie Wunderzeichen, die man nicht gern verkündet."
Zeitrechnung Wann wurde "Christi Geburt" zum Nullpunkt des Kalenders?
Im Jahr 525 nach Christi Geburt wurde eben diese Geburt zum Nullpunkt gemacht bzw. erstmals für die Kalender verwendet. Genauer muss man sagen: Das Jahr 0 gibt es nicht. Mit der mutmaßlichen Geburt Jesu Christi begann gleich das Jahr 1. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Sprichwörter und Redensarten
Redensart Woher kommt "mir ist ein Seifensieder aufgegangen"?
Es geht hier um den verbreiteteren Ausdruck "mir ist ein Licht aufgegangen". Die Seifensieder haben früher auch Kerzen hergestellt. Von Rolf-Bernhard Essig
Redensart Warum "beißt die Maus keinen Faden ab"?
Da muss man wie so oft bei Redewendungen ein bisschen ausholen. Das geht zurück auf einen Heiligentag, und zwar den der Heiligen Gertrud von Neville am 17. März.
Redewendung Warum ist "auf den Hund kommen" negativ konnotiert?
Wer Geld hatte, hatte ein Pferd. Wer weniger Geld hatte, der hatte ein Rindvieh, einen Ochsen vielleicht. Manche werden es aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg noch kennen; da gab es auch Hundekarren. Wer also auf den Hund gekommen war, hatte weniger Geld. Von Rolf-Bernhard Essig